Neues aus dem Betrieb - ein Jahresrückblick 2022

Anfangs 2022 standen 167 Tiere, davon 86 Pferde, unter dem Patronat der Stiftung. Wie all die vergangenen Jahre bereiten die Pferde den grössten Aufwand und in diesem Jahr auch die grössten Sorgen. Innerhalb von 11 Monaten mussten wir sieben langjährige Heimbewohner zur Regenbogenbrücke begleiten: Tarzan (29), Merlin (22), Foot (31) Fidelio (29), Rima (31), Raïd (22) und Moment Scot (32). Sie alle waren weit mehr als 10, Merlin, Foot und Raïd gar über 20 Jahre Teil unseres Lebens, betreuen wir Stiftungsgründer doch noch immer jeden Tag die Tiere mit und haben eine entsprechend enge Beziehung zu jedem von ihnen.

Als Tierhalter ist man in der Pflicht, für jemand, der sich vorab auf Basis der menschlichen Interpretation äussern kann, zu entscheiden, ob dessen Leben noch lebenswert ist oder ob es ein Leiden zu beenden gilt. Eine Reihe von Faktoren erhöht die damit einhergehende Belastung, so z.B. die noch immer weit verbreitete, aus der Nutzungsoptik nachvollziehbare, aber aus unserer Perspektive schlicht unerwünschte veterinärmedizinische Haltung gegenüber ‚alten‘, nicht mehr nutzbaren Pferden. Obwohl wir seit Jahren konsistent und auf Wunsch begründet ‚Kosten-Nutzen-Diagnosen‘, also die tierärztliche Empfehlung, das Tier zu töten, weil sich der Aufwand im Verhältnis zum verbleibenden Nutzen nicht lohne, ablehnen, sehen wir uns doch noch mit dieser Haltung konfrontiert. Nicht selten schwingt unterschwellig der Vorwurf mit, wir würden mit unserem Engagement (auch) für ältere Patienten nicht im Sinne der Spender handeln, weil es ja noch viele junge Pferde zu retten gäbe. In solchen Diskussionen ist die Tatsache, dass wir noch immer den Grossteil der Kosten der Stiftung selber tragen, ein Segen. Uns ist natürlich bewusst, dass die Tierärzte damit auch eine häufige Haltung von Tierbesitzern spiegeln, jedoch ist für uns Alter keine Krankheit und kein sachlicher Grund, Lebewesen eine mögliche Behandlung zu verweigern. Vermehrt melden sich bei uns Pferdehalter, die demselben Druck ausgesetzt sind. Sie suchen Hilfe, um für sich klären zu können, ob ihr altes Tier noch Lebensqualität hat und um dem Druck sachlich und faktenbasiert entgegentreten zu können. Das
unterstreicht den Verbesserungsbedarf in der medizinischen Versorgung von älteren Pferden. Bei Kühen, Hühnern, Schweinen etc. ist eine medizinische Versorgung, die das Wohl des Tieres und nicht den Erhalt des Produkts im Fokus hat, erst am Entstehen, weshalb das Alter als limitierender Faktor für medizinische Behandlungen noch gar nicht zum eigenständigen Thema werden kann.

In neun Verfahren mit insgesamt 114 betroffenen Tieren involviert

Die mit diesen Abschieden frei gewordenen Equidenplätze haben wir nicht neu besetzt. Grund dafür ist nicht etwa, dass die Not bei den Pferden weniger geworden wäre. Im Gegenteil. Wie bei den Heimtieren zeigten die Folgen von Corona und Coronamassnahmen auch bei den Pferden Auswirkungen, die sich in einer hohen Zahl von Übernahme- und Vermittlungsanfragen spiegeln. Die Belastung mit der Tiervermittlungsaufgabe war 2022 sehr hoch. Auch die sich seit 2017 häufenden Beschlagnahmungsfälle sind nicht rückläufig. Wir waren in neun Verfahren mit insgesamt 114 betroffenen Tieren involviert. Der Verzicht neue Pferde aufzunehmen und den Individualtierschutz auf dem bisher im Verhältnis zu unseren Ressourcen1 sehr hohen Niveau fortzuführen, ist allein der Tatsache geschuldet, dass unsere körperlichen Kräfte nachlassen und wir uns bewusst sind, dass wir in den nächsten Jahren an der Nachfolgeregelung arbeiten und die finanziellen Mittel für die Nachfolge beschaffen müssen. Zu erwarten, dass sich jemand findet, der sich ebenso kompromisslos diesen Aufgaben widmen möchte, wäre sträflich unvernünftig, denn wir selbst hätten dankend abgelehnt, hätten wir beim Gründungsentscheid gewusst, wohin die Reise geht und welche Opfer wir dafür zu bringen haben.

All die weiteren Aufgaben, die Stinah auch 2022 wahrgenommen hat, sei es im Bereich rettetdashuhn, Beratung von Privaten und Behörden, Bildung und Vernetzung, Hofführungen, Arbeitseinsätze von Firmen, Gesetzgebung und Rechtsdurchsetzung werden wir selbstverständlich mit Elan und hoffentlich mit Ihrer Unterstützung weiterführen.

In loving memory 2022